Am nächsten Morgen ist es so weit. Unsere Wanderung führt uns in den „Großen Sand“. Ein unsägliches Glücksgefühl überkommt mich. Obwohl wir nun bereits den dritten Tag bei um die 40 °C durch die brennende Sonne wandern, fühle ich mich wie im Flow, getragen und angetrieben von diesem magischen Glücksgefühl.
Ich bin ganz in meinem Element. Weder die Hitze noch die körperliche Anstrengung machen mir zu schaffen. Als wir an unserm dritten Lagerplatz ankommen, bin ich völlig überrascht. Gerne wäre ich noch weitergelaufen – durch die Sandlandschaft meiner Träume. Längst habe ich die Kontrolle abgelegt. Ich spüre, wie ich immer mehr loslasse und einfach nur noch vertraue. Hier bin ich einfach nur noch. Ich gebe mich dieser Hitze und Natur völlig hin. Vertraue den Menschen, die unsere kleine Gruppe durch diese Einsamkeit und Weite führen, und ohne die ich in dieser extremen Landschaft hilflos wäre.
Keine Sekunde habe ich Angst, Panik oder gar das Gefühl von Ohnmacht. Mein Körper genießt das innere und äußere Feuer. Mir wird immer mehr bewusst, dass mein Element, das Feuer, auch das Element der Transformation, der Veränderung ist, gegen die ich mich in der Vergangenheit immer wieder ein wenig gesträubt habe, auch wenn ich weiß, dass das ganze Leben Veränderung ist – und Veränderung das Leben. Doch wenn wir ehrlich sind, ist es nicht die Veränderung, die wir fürchten. Es ist die Ungewissheit vor dem, was kommen wird. Das Wissen nicht zu wissen – was passieren wird. Vielleicht auch ein wenig Angst, die engen, selbst gesetzten Grenzen zu überwinden, die perfekt kontrollierte Komfortzone zu verlassen und die Veränderungsprozesse mit Gelassenheit, Geduld, Verständnis und Liebe anzunehmen.
Unser Lagerplatz liegt in einer Sandmulde zu Füßen einer gigantischen Düne, von welcher aus man einen 360°-Grad-Blick über diese sagenhaften und unberührten weiten Sandberge hat.
Eine erste kleine „Siesta“ unter dem Schatten spendenden Zeltdach erweist sich als Geduldsprobe. Die silbernen Ameisen sind über unseren Besuch in ihrem Revier nicht erfreut und greifen mit Anspringen und Beißen regelrecht an. Im Anschluss an die Meditation zu Buddhas Ausführungen über „gütige Liebe“, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut ein wahrer Realitätscheck.
Trotz allem – hier in dieser Weite ist mein Geist völlig frei und ich verspüre das Bedürfnis, zu schreiben.
Gegen Nachmittag erkunden wir, jeder in seinem Tempo und in seinen Gedanken, die Umgebung. Vom Kamm der großen Sanddüne genießt man einen atemberaubenden Blick in die Weite. Der nahende Sonnenuntergang taucht dem Sand in einen rötlichen Ton. Bevor sie völlig am Horizont versinkt, wähle ich mir meinen Schlafplatz auf einem kleinen Plateau oberhalb des Camps am Fuß der großen Düne.
Es ist ein wunderschönes Gefühl im Sand zu liegen unter diesem märchenhaften Sternenhimmel. Die Wünsche reichen kaum noch für die zahllosen traumhaften Sternschnuppen. Dass ich mich in dieser lebensfeindlichen Landschaft, in dieser sagenhaften Weite so unglaublich sicher und geborgen fühlen würde, hätte ich nie gedacht.